Startschuss für den Aufbau eines
Standortes des neuen Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit in Mitteldeutschland
Seelische Gesundheit ist ein kostbares Gut. Jährlich sind in Deutschland fast 18 Millionen Erwachsene von psychischen Krankheiten wie Angststörungen, Depression oder Schizophrenie betroffen. Unter den aktuellen Bedingungen der Pandemie verschärft sich die Lage noch einmal deutlich. Deshalb soll ein bundesweit einmaliges Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit mit insgesamt sechs Standorten entstehen.
Ein mehr als 60-köpfiges Expertenteam aus den Bereichen der Psychiatrie, Neurowissenschaften, Psychotherapie und Psychologie in Jena, Magdeburg und Halle (Saale) hat eine gemeinsame Initiative unter dem Namen C-I-R-C gestartet, um neuartige Konzepte für die Prävention, Diagnose und Behandlung psychischer Störungen zu entwickeln und in die Anwendung zu bringen. Daran beteiligt sind Universitätsklinikum und Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Leibniz-Institute für Neurobiologie in Magdeburg und für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena sowie das DLR-Institut für Datenwissenschaft in Jena. Der Name C-I-R-C ist angelehnt an das englische Wort circuit für Netzwerk und meint einerseits die Netzwerke der Nervenzellen im Gehirn und wie sie mit dem Körper in Verbindung stehen, und andererseits auch das dahinterstehende Experten-Netzwerk in den drei mitteldeutschen Universitätsstädten. Das C-I-R-C-Konzept hat eine internationale Expertenjury überzeugt und wird nun für den Aufbau eines Standortes des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit in Mitteldeutschland vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Prof. Dr. Martin Walter, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena und Sprecher der Initiative, beschreibt die zentrale Idee: „Wir wollen zur Erhaltung der psychischen Gesundheit und zur Behandlung ihrer Störungen den ganzen Patienten in den Blick nehmen und vor allem den Einfluss von Immunfaktoren, aber auch vom Darm-Mikrobiom auf die Gehirnfunktion erforschen.“
Sein Magdeburger Amtskollege und Co-Sprecher Prof. Dr. Thomas Frodl betont: „Durch die exzellente Ausstattung und das große Knowhow im Bereich der Bildgebung sind wir in der Lage, Veränderungen in Hirnregionen, in kleinen Netzwerken, ja selbst in einzelnen Synapsen sichtbar zu machen und dadurch Therapien besser zu individualisieren und zu kontrollieren. Wir werden damit neue effektivere Medikamente, Psychotherapien und nicht invasive Stimulationstechniken entwickeln und deren Anwendung evaluieren. Darauf basierend sollen neue smarte und tragbare Techniken zur Messung und Modifikation der psychischen und neuronalen Zustände entwickelt werden, die zur Diagnostik und Verhaltensmodifikation nützlich sind.“
Prof. Dr. Dr. Ronny Redlich, Professor für klinische Psychologie und Standortkoordinator in Halle (Saale) ergänzt: „Unser Ziel ist es, die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung direkt zum Patienten zu bringen und so zu einer Verbesserung der flächendeckenden Versorgung beizutragen. Wir wollen neue Wege gehen, Patienten und Angehörige intensiv in den Forschungsprozess miteinbeziehen, Stigmata reduzieren und das Thema mentale Gesundheit stärker in der Gesellschaft verankern.“
Der Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft Wolfgang Tiefensee verweist auf die langjährigen, sehr sorgfältig geplanten Investitionen in den Ausbau biomedizinischer Kompetenzen und Infrastrukturen, die dazu beigetragen haben, Jena in der Spitze der internationalen Exzellenzstandorte zu platzieren. „Das ist ein großartiger Erfolg! Der gemeinsam von Thüringen und Sachsen-Anhalt eingereichte Antrag setzt genau an den Stellen an, für die wir uns in Thüringen bereits stark engagiert haben.“
Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, Prof. Dr. Armin Willingmann, betont: „Glückwunsch nach Jena, Magdeburg und Halle! Der Erfolg unseres mitteldeutschen Konsortiums im Bundeswettbewerb belegt die hervorragende Expertise und Wettbewerbsfähigkeit der Medizinforschung in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dies bestätigt auch unser langjähriges Engagement auf diesem Gebiet. Das Zentrum für psychische Gesundheitsforschung wird Erforschung, Diagnose und Behandlung dieser Volkskrankheiten auf ein neues Level heben.“
Weitere Partnerstandorte werden in Berlin, Mannheim, München, Tübingen, Bochum aufgebaut. Gemeinsames Ziel ist es, Konzepte zu entwickeln, um psychische Erkrankungen mechanistisch zu verstehen und durch neue Therapien den Betroffenen und deren Familien besser zu helfen.
Mehr Informationen unter: https://c-i-r-c.de
Gemeinsame Presseinformation der sechs beteiligten Institutionen