„Die eigene Stelle 1“
Projekttitel: Untersuchung von Modulationen der Induktion und Aufrechterhaltung von Langzeitpotenzierung und –depression durch Lernerfahrung und Gedächtnisformierung Projektleiter: PD Dr. Volker Korz |
Steroidhormone steuern nicht nur die Entwicklung und geschlechtsspezifische Ausprägung von Organismen, sie haben auch lang- und kurzfristige Effekte auf allgemeine Verhaltenszustände wie Motivation und Aggression und ebenso auf Emotionen sowie Lern- und Gedächtnisleistungen. Dies geschieht im wesentlichen über die Bindung an entsprechende Rezeptoren die in Nervenzellen des Gehirns vorkommen. Die aktivierten Rezeptoren beeinflussen und verändern die zellulären Signalwege, was letztendlich zu Veränderungen der synaptischen Plastizität führt, die als Grundlage von Lernen und Gedächtnis angesehen werden. Glukokortikoid- (GR) und Mineralokortikoidrezeptoren (MR) die das „Stresshormon“ Kortisol (Mensch) bzw. Kortikosteron (Nager) binden, sind bereits hinsichtlich ihrer Rolle in Lernen und Gedächtnisformierung relativ gut untersucht. Die Rolle der Sexualhormone Testosteron („männlich“) und Östradiol („weiblich“) sind noch wenig untersucht. In männlichen Gehirnen findet man allerdings ebenso Rezeptoren für Östradiol das durch das Enzym Aromatase aus Testosteron lokal gebildet werden kann, deren Rolle in Bezug auf zelluläre Prozesse und Verhalten ist jedoch weitgehend unbekannt. Im Tiermodell an männlichen Ratten untersuchen wir daher die Rolle von Steroidhormonen und -rezeptoren, speziell von Östrogenrezeptoren, von der zellulären Ebene bis zum Verhalten. Wir konnten zeigen, das der hippokampale Östrogenrezeptor β (ERβ) eine wesentliche Rolle bei der Verarbeitung von emotionaler Information und, altersabhängig, der Östrogenrezeptor α (ERα) in der Regulation von Motivation bei Lernaufgaben eine Rolle spielen. Wir haben ebenfalls Hinweise darauf, daß durch gegenseitige Regulation und Interaktion von „Stresshormon“- und Sexualhormonrezeptoren netzwerkartig Verhaltenszustände gesteuert und integriert werden, um Lernleistungen effektiv zu erbringen und Gelerntes zu erinnern. Die Forschung leistet einen Beitrag zum Verständnis altersabhängiger Abnahmen von kognitiven Leistungen einerseits, sowie der Entstehung posttraumatischer Stresserkrankungen andererseits.