CBBS-Wissenschaftler mit
Hugo-Junkers-Preis geehrt
Das Team um Dr. Michael Lippert und apl. Prof. Dr. Armin Dadgar belegt bei der diesjährigen Hugo-Junkers-Preis-Verleihung in der Kategorie „Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung“ den 1. Platz. Die Wissenschaftler entwickelten die LED-Elektrode CortiGrid, mit der sensorische Bereichen im Gehirn über optogenetische Verfahren angesteuert werden können. Die Entwicklung der Elektrode wird durch das Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS) Magdeburg mit Fördergeldern des Landes und der EU unterstützt.
Die beiden Neurowissenschaftler Dr. Michael Lippert, Leiter der Arbeitsgruppe Neuro-Optik am Leibniz-Institutes für Neurobiologie (LIN), und Prof. Dr. Frank Ohl, Leiter der Abteilung Systemphysiologie des Lernens am LIN und Professor an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU), sowie die Uni-Ingenieure Martin Deckert vom Institut für Mikro- und Sensorsysteme und apl. Prof. Armin Dadgar aus der Abteilung Halbleiterepitaxie haben CortiGrid federführend entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Folien-Elektrode mit LEDs, die oberflächliche Strukturen des Gehirns aktivieren kann und somit zum Beispiel Hirnareale anspricht, die die Sinneswahrnehmung steuern, ein bidirektionales optoelektronisches Gehirn-Interface. „Wir verwenden dabei mit der Optogenetik eine Methode, die uns eine spezifischere Stimulation ermöglicht als über bisher verwendete elektrische Verfahren“, erklärt Lippert. „Durch eine optogenetische Gentherapie wird das Gehirn für Licht empfindlich gemacht. Dann verwenden wir ein Muster aus neuartigen mikroskopischen LED-Lichtquellen, um hochkomplexe Informationen ins Gehirn einzuschreiben. Gleichzeitig können wir durch Elektroden Gehirnsignale messen und diese zur optimalen Abstimmung der Stimulation verwenden.“
Bisher wird dieses bidirektionale Verfahren nur bei Nagetieren genutzt. Die Forscher erhoffen sich mit ihrer Technologie, in Zukunft die Wahrnehmung bei Blinden oder Gehörlosen zumindest zum Teil wiederherstellen zu können und Menschen zu helfen, die zum Beispiel nach einer Querschnittslähmung sensorische Störungen haben. Das Verfahren könnte aber auch in der optogenetischen Therapie von Epilepsie eingesetzt werden.
Im Jahr 2016 bewarben sich Michael Lippert und Armin Dadgar erfolgreich um Förderung des interdisziplinären Projektes durch das CBBS. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier: http://www.cbbs.eu/forschungsfoerderung/neuronetzwerke/nn-10
Über den Hugo-Junkers-Preis 2017
81 zukunftsweisende, innovative Produkte und Technologien aus Sachsen-Anhalt, die in enger Zusammenarbeit von Industrie, Handwerk und Forschungseinrichtungen entstanden sind, haben sich in diesem Jahr um den mit insgesamt 90.000 Euro dotierten Hugo-Junkers- Preis für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt beworben. Die Preisverleihung fand am 6. Dezember in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle statt.
Mehr Informationen unter: www.hugo-junkers-preis.de
Über das Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS)
Das CBBS wurde 2007 als Dachstruktur neurowissenschaftlicher Forschung in Magdeburg gegründet, um exzellente Nachwuchswissenschaftler zu fördern und durch Bündelung vielfältiger Herangehensweisen, Methodiken und Themen Synergien zu schaffen und Kompetenzen zusammenzuführen. Als zentrale Einrichtung wird sie wissenschaftlich gemeinsam von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg getragen und vereint gegenwärtig 100 Neurowissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus sechs Fakultäten der OVGU, dem LIN sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Das CBBS wird gefördert aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt, des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie der Leibniz-Gemeinschaft.
Mehr Informationen unter: www.cbbs.eu
Apl. Prof. Dr. Armin Dadgar und Martin Deckert (beide OVGU) sowie Dr. Michael Lippert (LIN) und Prof. Dr. Frank Ohl (OVGU/LIN) (v.l.n.r.) belegten in der Kategorie „Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung“ den 1. Platz. Das CBBS Magdeburg unterstützt das ausgezeichnete Projekt und fördert auch damit die Vernetzung zwischen universitären und auseruniversitären Einrichtungen. Mit ihrer entwickelten LED Elektrode CortiGrid können die Wissenschaftler über optogenetische Verfahren sensorische Bereiche im Gehirn ansteuern. Foto: CBBS/Anika Dirks