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Wissenschaft für alle

Philosophen der Uni Magdeburg entwickeln neues Publikationsmodell für die profitfreie Veröffentlichung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg erproben ein neues Publikationsmodell, mit dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Erkenntnisse künftig global, kostenfrei und nachhaltig für die Gesellschaft und wissenschaftliche Öffentlichkeit zugänglich machen können. Ziel ist die beispielhafte Etablierung einer nicht-profitgetriebenen bzw. nicht-kommerziellen akademischen Open-Access-Veröffentlichungspraxis.

Open Access steht für den schnellen und freien weltweiten Zugang zu wissenschaftlichen Informationen und Forschungsergebnissen im Internet. Ein wissenschaftliches Dokument unter Open-Access-Bedingungen zu publizieren, gibt jedermann die Erlaubnis, dieses Dokument zu lesen, herunterzuladen, zu speichern, es zu verlinken, zu drucken und damit entgeltfrei zu nutzen. Allerdings ist dieses Veröffentlichungssystem bei akademischen Publikationen bisher in der Regel durch die Einbeziehung von Verlagen steuerfinanziert.

Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG geförderten Forschungsprojektes entwickelt und erprobt das Team um den Neurophilosophen Juniorprofessor Dr. Sascha Benjamin Fink und Dr. Wanja Wiese von der Ruhr-Universität Bochum jetzt ein neues Publikations- und Redaktionstool, mit Hilfe dessen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein mit Fachverlagen in der Qualität vergleichbares nachhaltiges und gut lesbares Open-Access-Produkt erhalten, welches in der Zeitschrift „Philosophy and the Mind Sciences“ veröffentlicht wird. Die Zeitschrift wird seit 2019 von Jun.-Prof. Sascha Benjamin Fink, Dr. Wanja Wiese und Dr. Jennifer Windt (Monash) herausgegeben und liegt thematisch an der Schnittstelle zwischen Philosophie, kognitiver Neurowissenschaft und Psychologie.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, durch die Automatisierung der redaktionellen Abläufe die Zeitschrift beispielhaft als attraktive, gut auffindbare, qualitativ hochwertige und angesehene Veröffentlichung zu etablieren und bisher vorherrschende Vorbehalte gegen Open-Access-Zeitschriften abzubauen. „Wir wollen zeigen, dass hochqualitative, gut auffindbare Open-Access-Veröffentlichungen, mit geringen finanziellen Mitteln und unabhängig von kommerziellen Interessen, langfristig und nachhaltig umsetzbar sind“, so der Projektleiter Jun.-Prof. Fink.

Das Team nutze ein Typesetting-Tool, das die Kosten für die Veröffentlichung und die Redaktion der Zeitschrift „Philosophy and the Mind Sciences“ beträchtlich reduziere, so Fink weiter. „Der Vorteil von Verlagen ist es, dass sie die Zeitschriften als ein professionelles Produkt veröffentlichen, das man gerne liest. Diesen Schritt zu einer professionellen Aufmachung schaffen Open-Access-Zeitschriften bisher oft nicht, da das Spezialwissen fehlt und auch die Zeit, um eine ansehnliche Datei zu erstellen.“

Mit den neuen Tools könnten Forschende ihre Artikel in jedem Format für die Zeitschrift einreichen, erläutert der Neurophilosoph. Sie müssten nur Titel, Überschrift und Literatur markieren. „Der halbautomatische Typesetting-Prozess erlaubt es uns als Herausgeber dann, die Dateien so zu konvertieren, dass eine professionell gestaltete PDF entsteht, die dann in der Zeitschrift online veröffentlicht oder gedruckt werden kann.“

Im Moment arbeiten die Forschenden daran, dieses Modell zu optimieren und anzupassen. Redaktionelle Abläufe werden so dokumentiert, dass sie von anderen unabhängigen Open-Access-Zeitschriften übernommen werden können. „Bei unserem nachhaltigen Open-Access-Modell sollen wissenschaftliche Gewinninteressen so weit wie möglich minimiert werden, damit die Qualität der Artikel im Vordergrund steht.“ Die Zeitschrift „Philosophy and the Mind Sciences“ werde weiterhin sowohl für die Leserschaft als auch für die Autorinnen und Autorin kostenfrei zugänglich sein. Das Projekt wird für 3 Jahre von der DFG mit 710.000 Euro gefördert.

Mehr Informationen unter http://link.ovgu.de/dfgprojektphilosophyandthemindsciences. Sowie die Zeitschrift „Philosophy and the Mind Sciences“ zur Ansicht unter https://philosophymindscience.org/