Long-COVID: Studie untersucht Therapieoption gegen chronische Erschöpfung
Neurowissenschaftler:innen der Universitätsmedizin Magdeburg suchen Teilnehmende für eine Studie, die den Einfluss einer nicht-invasiven Elektrostimulation bei Betroffenen mit Long-COVID-bedingter Fatigue untersucht.
Die Abteilung für Neuropsychologie an der Universitätsklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sucht für eine Studie Menschen, die an Long-COVID-bedingter belastender Erschöpfung, auch Fatigue genannt, leiden. Im Rahmen der Studie werden die Effekte von transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) als Behandlungsmethode untersucht. Bei der tDCS handelt es sich um eine nicht-invasive Elektrostimulation, bei der ein schwacher Strom an der Kopfoberfläche appliziert wird. Ziel der Studie ist es, zum einen eine Behandlungsmethode für Fatigue zu etablieren und zum anderen ein besseres Verständnis von Long-COVID, Fatigue und den zugrundeliegenden Faktoren zu erhalten.
Nach einer Corona-Infektion kann es zu länger bestehenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Diese Folgebeschwerden werden als Long-COVID oder auch Post-COVID bezeichnet. Am häufigsten werden dabei Fatigue sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme und Atembeschwerden genannt. Klinikdirektor Prof. Dr. med. Aiden Haghikia erklärt: „Fatigue tritt auch bei anderen Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) und Parkinson, aber auch nach Schlaganfällen und Krebserkrankungen auf. Obwohl viele Betroffene einen hohen Leidensdruck aufweisen und Fatigue mit einer der häufigsten Gründe für das Ausscheiden aus dem Berufsleben darstellt, gibt es bis heute krankheitsübergreifend keine effektive Behandlungsmethode.“ Die Ursachen und Mechanismen dieser sogenannten Multisystemerkrankung sind laut Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. phil. Tino Zähle bislang kaum erforscht, haben durch Long-COVID aber eine neue Aufmerksamkeit erlangt. Ein Großteil der Fatigue-Forschung sei bisher bei MS-Patient:innen durchgeführt wurden. „Hier konnten mithilfe von tDCS bereits positive Ergebnisse erzielt werden, sodass wir auch bei Long-COVID-bedingter Fatigue einen positiven Effekt der tDCS auf die kognitive Erschöpfung unserer Proband:innen erwarten“, erläutert Prof. Zähle. Dazu soll die Studie nun überprüfbare Daten liefern.
Die Studie umfasst insgesamt vier Stimulationstermine über einen Zeitraum von 14 Tagen, begleitet von zwei EEG-Messungen in Vorbereitung und nach Abschluss der Stimulation, Befragungen, einer Blutuntersuchung sowie einem weiteren Untersuchungstermin vier Wochen nach Abschluss der Behandlung.
Die Forschung zu Fatigue stellt generell eine Herausforderung dar. Einen spezifischen Bluttest bzw. ein eindeutiger Biomarker, der in einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden kann, gibt es bislang nicht. Studienleiterin Magdalena Mischke erklärt: „Bei der Klassifikation und Messung von Fatigue werden meist lediglich subjektive Empfindungen mittels Fragebögen erhoben. Wir möchten zusätzlich auch objektiv messbare fatigue-assoziierte Verhaltens- und EEG-Parameter erfassen. So gehen neben Selbsteinschätzungen auch objektive elektrophysiologische Marker in die Analyse ein. Wir hoffen, mit der mehrmaligen Stimulation einen langanhaltenden Effekt erzielen zu können und über entzündungsassoziierte Blutparameter mehr über die Krankheitsmechanismen Long-COVID-bedingter Fatigue zu erfahren, um in Zukunft gezielter an Behandlungsmethoden zu forschen.“
Neuropsychologe Zähle ergänzt: „Sollte eine Effektivität nachgewiesen werden können, kann Menschen mit Fatigue eine nebenwirkungsarme Methode zur Linderung ihrer Symptomatik an die Hand gegeben werden. Zudem würde eine Effektivität von tDCS bei Long-COVID, ähnlich wie bei Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen, Hinweise dafür geben, Fatigue als transdiagnostisches Syndrom zu betrachten und nicht nur isoliert als Syndrom eines spezifischen Krankheitsbildes zu erforschen.“
Foto: Das Forschungsteam (v.l.): M. Sc. Stefanie Linnhoff, Studienleiterin Magdalena Mischke und Prof. Dr. phil. Tino Zähle, Arbeitsgruppenleiter der Abteilung für Neuropsychologie an der Universitätsklinik für Neurologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD
Pressetext: FME