CBBS Forschergruppe
Neurokognitive Entwicklung
Projektleiter: Dr. Nicole Wetzel |
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Die Forschergruppe untersucht wie sich Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Gedächtnis sowie die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen in der Kindheit entwickeln. Dabei stehen die systematische Untersuchung des Entwicklungsverlaufes von der frühen bis zur späten Kindheit sowie relevante Einflussfaktoren wie Motivation, Emotion und der soziale Kontext im Fokus. Weiterhin werden Aufmerksamkeits-, Informationsverarbeitungs- und Lernprozesse in Kindergarten und Schule und im klinischen Kontext untersucht.
Insbesondere liegt der Fokus auf folgenden Fragestellungen:
1. Wie entwickelt sich die Kontrolle der Aufmerksamkeit im Kindesalter?
In diesem Forschungsschwerpunkt wird die Entwicklung der unwillkürlichen Ablenkung der Aufmerksamkeit und der zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich diese Prozesse bis mindestens zur späten Kindheit entwickeln. Verglichen mit Erwachsenen sind Kinder insbesondere sensitiver gegenüber salienten, emotionalen und bedeutsamen Störreizen. Kinder können eine unwillkürliche Ablenkung der Aufmerksamkeit weniger erfolgreich kontrollieren. Die Ergebnisse dieses Forschungsschwerpunktes werden sowohl in der Pädagogik (z.B. Gestaltung von Lernumgebungen) als auch im klinischen Kontext (z.B. Aufmerksamkeitsstörungen) genutzt werden.
2. Wie bemerken Kinder unerwartete Änderungen in ihrer Umgebung?
In diesem Forschungsschwerpunkt wird untersucht wie unerwartete Änderungen in unserer auditiven Umgebung wahrgenommen und bemerkt werden, auch wenn unsere Aufmerksamkeit gerade auf etwas Anderes gerichtet war. Die zugrunde liegenden Veränderungsdetektionsprozesse funktionieren schon beim ungeborenen Baby, entwickeln sich jedoch bis in das Jugendalter hinein weiter. Die Kenntnis des Entwicklungsverlaufes dieser Prozesse kann beispielsweise genutzt werden, um Wahrnehmungsprozesse bei Entwicklungsstörungen (z.B. Autismus, Lese-und Rechtschreibstörung) zu untersuchen.
3. Wie entwickeln sich Lernprozesse?
Dieses aktuelle Projekt untersucht Zusammenhänge zwischen kognitiven Prozessen beim Lernen und dem Lernerfolg. Dabei werden mittels Pupillometrie frühe Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozesse während des aktiven Lernvorgangs untersucht und in Bezug zum späteren Lernerfolg gesetzt. Ziel ist die Identifikation zugrunde liegender neuronaler Mechanismen und deren Entwicklung. Diese Kenntnisse können beispielsweise in die Gestaltung von Lernmaterial einfließen.
4. Verarbeiten sozial ängstliche Kinder soziale und emotionale Reize anders als sozial nicht ängstliche Kinder?
In diesem Projekt untersuchen wir die Wahrnehmung von sozialen und emotionalen Reizen sowie Aufmerksamkeitsprozesse in Abhängigkeit von der sozialen Ängstlichkeit von Kindern.
5. Wie funktionieren Aufmerksamkeitsprozesse bei ADHS?
In diesem Kooperationsprojekt mit der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig analysieren wir Aufmerksamkeitsprozesse bei Patienten mit ADHS. Uns interessiert insbesondere, wie Patienten neue Ereignisse verarbeiten.
6. Wie entwickeln sich kognitive Prozesse bei frühgeborenen Kindern?
Im Fokus dieses Projektes stehen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit bei frühgeborenen Kindern im Kindergartenalter. In Zusammenarbeit mit der Universität Helsinki ergab eine Studie veränderte Wahrnehmungsprozesse bei frühgeborenen Kindern verglichen mit termingerecht geborenen Kindern.